Bücher am Spitz

Ihre Buchhandlung im Herzen von Floridsdorf

Wir über uns 


Wäre Floridsdorf eine eigene Stadt, es wäre – noch vor Salzburg – die viertgrößte von ganz Österreich. Knapp 180.000 Menschen leben im 21. Bezirk und es werden dank Stadtentwicklung Jahr für Jahr mehr. „Floridsdorf macht eine spannende Wandlung durch“, sagt Walter Kettner. „Durch die zahlreichen Neubauten ziehen viele junge Familien und auch Studierende hierher, es ist mittlerweile ein sehr bunter Bezirk.“ Dass Floridsdorf wächst, merkt auch Kettner an Umsatz und Frequenz in seiner Buchhandlung Bücher am Spitz – der einzigen im ganzen Bezirk.


Als Kettner seine Karriere im Buchhandel mit einer Lehre in der längst vergangenen Buchhandlung Prachner auf der Kärntner Straße Ende der 1980er gestartet hat, galt Floridsdorf noch als klassischer Arbeiterbezirk. Nachdem die Buchhandlung Böhm auf der Brünner Straße im selben Jahrzehnt zugesperrt hat, ergriff der damalige Bezirksvorsteher die Initiative und bot ein Ladenlokal auf der Rückseite des Bezirksamts als möglichen neuen Standort für eine Buchhandlung an. Walter Kettners Vorgänger Ernst Schafranek schlug zu und eröffnete hier 1993 Bücher am Spitz. Als Schafranek 2001 in Pension ging, übernahm Walter Kettner. Und bis heute hat er seinen Schritt nicht bereut. 

„Für mich war es immer der Traum, eine eigene kleine Buchhandlung außerhalb der Innenstadt zu haben“, erzählt Kettner im Gespräch mit Books in Vienna. Nach seiner Lehrzeit bei Prachner hatte er mit einem kurzen Zwischenstopp bei Boysen+Maasch in Hamburg gearbeitet, bevor er, zurück in Wien, bei der ebenfalls nicht mehr existierenden Buchhandelskette Gottschalk tätig war. „Ich habe hier am Floridsdorfer Spitz mit einer Halbtagskraft gestartet“, erinnert sich Kettner. Von Jahr zu Jahr habe sich die Buchhandlung gut entwickelt, sodass er mittlerweile mit einem Team von fünf Vollzeit-Mitarbeiter*innen die Buchhandlung schupft.

Diese gute Entwicklung ließ sich auch nicht durch Corona aufhalten. „Wir hatten alle große Bedenken und Angst vor Umsatzeinbrüchen. Aber das genaue Gegenteil war der Fall. Wir haben irrsinnig viele neue Kund*innen hinzugewonnen, die uns im Lockdown neu entdeckt haben, ohne dass wir etwas dafür tun mussten“, erzählt Kettner. So ganz stimmt das natürlich nicht, denn natürlich tun Kettner und sein Team mit großem Engagement eine ganze Menge dafür, dass die Buchhandlung so gut läuft wie sie läuft. Da wäre zum einen ein gut durchdachtes Sortiment, das trotz der beschränkten Fläche viel zu bieten hat. „Wir müssen uns sehr genau überlegen, was wir einkaufen“, erklärt Mitarbeiter Frank Heller, „und diskutieren immer gemeinsam, was wir bestellen. Dadurch haben wir eine gute Tiefe im Sortiment und auch immer wieder Bücher, die vielleicht nur von einem oder von zwei Kunden gekauft werden. Die werden dafür aber dann auch tatsächlich gekauft, weil die Kunden es schätzen, dass sie bei uns Bücher bekommen, die sie in einer anderen Buchhandlung vielleicht nicht finden.“ Linke und feministische Bücher aus dem im Vorjahr neugegründeten März-Verlag gehören da genauso dazu wie zum Beispiel Werke aus dem Berliner Matthes & Seitz Verlag. Und natürlich spielen auch Bücher mit Floridsdorf-Bezug eine wichtige Rolle. Wie zum Beispiel die Fußballbücher von Reinhard Pillwein (zuletzt erschien mit Das große Floridsdorfer Derby eine Chronik der Duelle zwischen dem FAC und der Admira) oder jene ältere Dame, die ihre Floridsdorfer Kindheitserinnerungen zu Papier gebracht hat. „Das sind bei uns Bestseller, von denen man in anderen Buchhandlungen vielleicht noch nie etwas gehört hat“, sagt Walter Kettner.


„Wenn wir jetzt die Kataloge für den Herbst durchschauen, haben wir oft auch schon im Kopf, welches Buch zu welchem Kunden passen könnte“, sagt Bianca Dobler, die seit dem Vorjahr im Team von Bücher am Spitz dabei ist. „Die Leute spüren dadurch, dass wir uns schon bei der Bestellung etwas für sie überlegen und diese Form der Wertschätzung kommt gut an.“ Zum Erfolg der Buchhandlung tragen neben dem Engagement Walter Kettners im Rahmen der Schulbuchaktion („das ist für uns ein sehr wichtiges zweites Standbein“) auch Toby und Keos bei. Die beiden Hunde gehören bereits zum Inventar und tragen mit ihrer entspannten Art vor allem in stressigen Zeiten wie dem Weihnachtsgeschäft zu einer entspannten Atmosphäre bei. „Da kommen die Leute auch einfach mal nur vorbei um zu schauen, ob die Hunde da sind. Und manchmal nehmen sie dann trotzdem auch noch ein Buch mit“, sagt Bianca Dobler. Dadurch, dass immer genug Personal vor Ort ist, kann man sich hier auch den Luxus leisten, mit den Kund*innen ein längeres Gespräch zu führen oder auch mal über Dinge zu sprechen, die vielleicht nicht unbedingt mit Büchern zu tun haben. Deshalb wisse man bei vielen Kund*innen, was sie beruflich machen oder welchen Hobbies sie nachgehen. Dieses Hintergrundwissen kann dann in der Beratung natürlich von Vorteil sein. 

„Mir ist es sehr wichtig, dass wir ein gutes und starkes Team sind. Wir sind untereinander sehr offen und das versuchen wir auch in der Kommunikation mit der Kundschaft“, erklärt Walter Kettner. „Ich war vorher in einer großen Buchhandlung in der Innenstadt, da ging das nicht. Wenn du dort mit einer Kundin sprichst, stehen schon drei andere dahinter und warten. Da steht der Verkauf viel mehr im Mittelpunkt, ein Einkaufserlebnis in dem Sinn findet meist nicht statt“, ergänzt Bianca Dobler.
Zum guten Miteinander bei Bücher am Spitz gehöre auch, dass man sich untereinander stets aushilft. „Wenn der Matthias, unser Kinderbuchexperte, merkt, dass ich mal bei einer Beratung inhaltlich ein bisserl schwimme, dann ist er sofort zur Stelle. Umgekehrt gilt das natürlich genauso“, erzählt Frank Heller. Diesen Zusammenhalt und das gute Verhältnis untereinander spüre die Kundschaft natürlich auch. Das funktioniert dann so gut, dass Neukunden mitunter glauben, es handle sich bei Bücher am Spitz um ein Familienunternehmen. „Es passiert immer wieder mal, dass Kunden bei der Abholung sagen, sie hätten beim Junior etwas bestellt. Dabei ist der Frank fast genauso alt wie ich“, erzählt Walter Kettner und lacht. Und wenn dann mal die Familie bei einem Buch nicht weiterweiß, wird der Kundschaft auch gerne eine andere Buchhandlung in Wien empfohlen. „Bei selteneren englischsprachigen Büchern verweisen wir die Kunden zum Beispiel immer wieder auf Shakespeare & Company in der Innenstadt, weil die einfach ganz andere Möglichkeiten haben, solche Bücher zu besorgen“, sagt Frank Heller. „Da versuchen wir schon, die Kolleginnen und Kollegen vom stationären Buchhandel in Wien zu unterstützen, bevor wir die Kunden ins Internet schicken.“
„Alles kann, nix muss“, fasst Walter Kettner zum Abschluss des Gesprächs die Grundphilosophie seiner Buchhandlung zusammen. Man sei stets offen für etwas Neues, probiere gerne neue Wege aus. Zudem sei hier ein gewisses rebellisches Element durchaus erwünscht, nur dadurch entstehe Vielfalt – ein Konzept, das seit über zwanzig Jahren aufzugehen scheint. Jene Menschen, die in den nächsten Jahren nach Floridsdorf ziehen, dürfen sich also auf eine vielfältige und spannende Buchhandlung freuen.


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Books in Vienna
Lukas Pellmann
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