Bücher am Spitz

Ihre Buchhandlung im Herzen von Floridsdorf


Iwan Bunin: Der Sonnenstich (Erzählungen 1924-1926, Verlag Dörlemann)

Er war der erste russischsprachige Literatur-Nobelpreisträger (1933 und schon als Exilant in Frankreich lebend) und ein Großmeister der Erzählkunst  - Iwan Bunin. Dem Schweizer Dörlemann Verlag, der das Werk Bunins seit einigen Jahren in ausgezeichneter Übersetzung und bibliophiler Ausstattung herausgibt, ist es zu verdanken, dass die Schriften dieses Klassikers von neuem und in der Reihenfolge ihres Entstehens entdeckt werden können.
Die Tradition der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts fortführend, schildert er einerseits ungeschönt Szenen des ländlich-bäuerlichen Milieus, und andererseits, wie im vorliegenden Band, die Irrungen und Wirrungen der Liebe, etwa in der großartigen Erzählung „Mitjas Liebe“, die schon Thomas Mann und Rainer Maria Rilke bewunderten. Bunin erweist sich als ausgezeichneter Beobachter und meisterhafter Stilist und zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann.




Sarah Winman: Das Fenster zur Welt (Roman, Klett-Cotta)

Toskana, 1944. Der junge britische Soldat Ulysses Temper begegnet nahe Florenz der sechzigjährigen Kunsthistorikerin Evelyn Skinner und ihre gemeinsame Liebe zu den durch den Krieg gefährdeten Kunstschätzen lässt sie zu Freunden werden. Zurück im Londoner East End bei seinen Bekannten und in Col`s Pub erfährt er, dass seine Freundin Peggy während seiner Abwesenheit eine Tochter, Alys, von einem amerikanischen Soldaten bekommen hat und sich trennen will. Eine überraschende Erbschaft führt Ulysses zurück nach Florenz, mit im Gepäck sind Pegs Tochter, der alte Cress - und ein Papagei. Sarah Winman hat mit „Fenster zur Welt“ einen lebendigen, ausdrucksvollen Roman über Freundschaft, Liebe und Familie geschrieben, der auch in den Dialogen glänzend funktioniert -  neben dem Verfassen von Büchern ist sie auch als Schauspielerin in Filmen und Serien aktiv.




Julien Green: Treibgut (Roman, Hanser Verlag)

Ein Klassiker der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts in einer präzisen Neuübersetzung und mit einem informativen Nachwort sowie Fotografien der Schauplätze der Romanhandlung versehen.
„Treibgut“ zeichnet den allmählichen Niedergang der bürgerlichen Gesellschaft anhand einer unheilvollen Menage-a-trois nach – Philippe, wohlhabend und gelangweilt, seine sich anderweitig vergnügende Ehefrau Henriette und die heimlich in Philippe verliebte Schwägerin Éliane. Und dann wird Philippe eines nachts am Ufer der Seine Zeuge eines tödlichen Streits und greift nicht ein...Green erzählt von unterdrückten (sexuellen) Begierden und menschlichen Abgründen in einer eindringlichen, bildstarken Sprache, wie sie heute kaum noch zu lesen ist.





Bernhard Fetz u.a.: "ich denke in langsamen Blitzen" Friederike Mayröcker Jahhundertdichterin (Profile Band 31, Hanser Verlag)

Die große Dichterin hätte 2024 ihren hundertsten Geburtstag gefeiert. Dabei wollte sie zweihundert Jahre alt werden, so reich an möglichen Erfahrungen erschien ihr die Welt. Mit nie nachlassender Neugier schrieb sie bis zuletzt an ihrem über 120 Bücher umfassenden, vielfach ausgezeichneten Werk. Ihre Erscheinung faszinierte Menschen weit über den engeren Kreis an Leser*innen hinaus. Legendär war ihre Schreibwohnung, ein Zetteluniversum mitten im digitalen Zeitalter. Erstmals gezeigte Manuskripte, Zeichnungen und Fotografien sowie Beiträge von Autor*innen, Weggefährt*innen und Kenner*innen des Werks machen Leben und Schreiben dieser einzigartigen Künstlerin erfahrbar.






Anna Amilar - Looking for Lilly. Auf der Suche nach Lilly Lieser

In das Leben Lilly Liesers einzutauchen, heißt, sich auf 67 Jahre Zeitgeschichte einzulassen. Henriette Amélie Landau, wie Lilly mit vollem Namen heißt, wird am 4. Juli 1875 als sechstes und letztes Kind des Bankiers Albert Landau und seiner Gattin Fanny Menkes in eine jüdische Familie des Wiener Großbürgertums hineingeboren. Sie wird nicht nur das Ende der Monarchie erleben, sondern auch den Ersten Weltkrieg, die darauffolgende Hungersnot, die Hyperinflation, die Goldenen-Zwanziger-Jahre, den Börsenkrach und den Nationalsozialismus. Persönliche Schicksalsschläge formen Lillys Persönlichkeit. Sie ist sehr vermögend und macht sich als Freundin Alma Mahlers und Mäzenin Arnold Schönbergs einen Namen. 1905 - sie ist gerade einmal dreißig Jahre alt - lässt sie sich von ihrem Mann Justus scheiden und führt von da an ein unabhängiges Leben. Ihre beiden Töchter erzieht sie zu weltoffenen Bürgerinnen. Helene (verh. Berger) promoviert 1920 als erste Frau Österreichs in Staatswissenschaften. Annie wird von Grete Wiesenthal zur Ausdruckstänzerin ausgebildet, hat zahlreiche Auftritte und ist recht erfolgreich. Lilly ist übrigens auch die Großtante von Wiens bekanntestem „Opernführer“ Marcel Prawy.
In den Biografien Alma Mahlers ist sie nicht mehr als eine Randnotiz. In diesem Buch erhält diese Frau ein Gesicht, eine Stimme und die Leser und Leserinnen einen Einblick in längst vergangene Zeiten.
Lillys Geschichte ist eine von Millionen und doch eine, die uns hautnah erleben lässt, was es heißt, in dieser Zeit gelebt zu haben. Am Ende ihres Lebens wird Lilly alles verlieren. Sie wird enteignet, gedemütigt, im Januar 1942 ins Ghetto Riga deportiert, und im November 1943 in Auschwitz ermordet.

Ein Buch für Musikinteressierte, Kunstfreunde, Wienliebhaber, Fans von historischen Romanen und sehr gut recherchierten Biografien. 



Sonst wäre Wien nicht Wien
Menschen, die die Stadt prägten und formten von Mag. Norbert Philipp

Wien wäre heute nicht das Wien, wenn diese Menschen nicht gewesen wären: die Befreier vom Kahlenberg, die Habsburger-Herrscher, die Bändiger der Donau, die Visionäre der Hochquellwasserleitung, die Mäzeninnen und Philanthropen des 19. Jahrhunderts, die Retter des Wienerwalds, die Verteidiger des Stadtbilds und die Grätzl-Heldinnen der Gegenwart. Ohne sie wäre Wien ärmer, hässlicher, grauer und lange nicht so lebenswert. Kluge Köpfe, mutige Herzen und gute Seelen haben Wien geprägt, geformt und vor Schlimmerem bewahrt. Der Donaukanal wäre eine Autobahn, die schönsten Kinos der Stadt wären Supermärkte, der Spittelberg ein Schandfleck, die Donauauen nicht Nationalpark, sondern Gstättn, die Weltstadt nur Provinz.